Stadt

BEISPIELSTADT UND HOFFNUNG: JOHANNESBURG

Aids reißt Lücken
© MISEREOR

Mit fast vier Millionen Einwohnern ist Johannesburg die größte Stadt und ihr Gesamtraum mit bis zu acht Millionen Menschen die größte Metropolregion im südlichen Afrika – die Bevölkerung stieg allein in den Jahren von 1998-2003 um 22%.

 

Haben wir Sommer, ist in Johannesburg Winter bei ca. 10°C…

 

Etwa vier von zehn Johannesburgern sind arbeitslos, über 90% von ihnen gehören der schwarzen Bevölkerungsgruppe an.

 

Und nennt man Südafrika auch Regenbogen-Nation aufgrund der vielen verschiedenen Kulturen, die dort heute relativ friedlich miteinander leben, konnte  dieses Land und somit auch Johannesburg erst 1990 die Ungerechtigkeiten seines Apartheid-Systems überwinden:

 

Anfang und Ende der Apartheid

Jeder Widerstand gegen die Gesetze der Rassentrennung wurde als kriminelle Tat eingestuft und verfolgt. Sicherlich habt ihr vom Massaker des 16. Juni 1976 einmal gehört, bei dem schwarze Schulkinder in Soweto, einem Township südwestlich von Johannesburg, gegen die Einführung von Afrikaans (der Sprache der weißen Minderheit) statt Englisch als Unterrichtssprache protestierten. 600 Menschen wurden damals getötet, ein Viertel von ihnen waren Kinder.

 

Auch außerhalb des Landes wuchs der Druck auf die damalige südafrikanische Regierung – das Ende der Apartheid war nicht länger aufzuhalten:

 

Nelson Mandela, ein beliebter Anführer der Schwarzen, saß Mitte der 80er Jahre bereits über 20 Jahre im Gefängnis. Anfang der 90er Jahre musste die weiße Regierung ihn frei lassen, zu groß war der internationale Druck. Mandela übernahm sofort eine wichtige politische Rolle und wurde am 10. Mai 1994 der erste schwarze  Ministerpräsident Südafrikas. Das Ende der Apartheid war besiegelt.

 

Bis heute jedoch sind die grausamen und entwürdigenden Spuren der Vergangenheit an vielen Orten und in vielen Gesichtern erlebbar!

 

Stadt, Rand, Schluss...?

Trotz vieler staatlicher Anstrengungen im Bereich des Wohnungsbaus leben immer noch viel zu viele Menschen unter erbärmlichen „Township-Bedingungen“: Besonders Gebiete, die während der Apartheid von politischer Gewalt geprägt waren, leiden bis heute unter extremer Armut. Hieraus ergeben sich zahlreiche soziale Probleme: Arbeitslosigkeit, Kriminalität, HIV/AIDS, Gewalt gegen Frauen, Drogenmissbrauch, Zusammenbruch der Familien, Bildung von Jugendbanden…

 

Kinder und Jugendliche sind in diesen Fällen oft die besonders Leidtragenden; eine gerechtere und friedvollere Zukunft ist jedoch nur mit ihnen gemeinsam möglich:

 

 

Hier reden Dieketseng und Seipati Patience selbst Klartext über ihre Ängste und Hoffnungen!

 

Mit seinen vielen Hochhäusern könnte das Stadtbild von wirtschaftlichem Aufschwung erzählen; dem ist jedoch nicht überall so: viele Schwarze, die nach dem Ende der Apartheid ihre Townships (z.B. Soweto) verließen, gründeten in leeren Bürogebäuden oder Lagerhallen ihr erstes neues Zuhause. Und bis heute leiden viele Menschen unter extremer Armut oder werden selbst Opfer und Täter von Gewalt. (Ist die Kriminalität in den letzten Jahren auch aufgrund Videoüberwachungen und städtebaulicher Maßnahmen leicht zurückgegangen, so hat Johannesburg bei vielen immer noch den Ruf, die gefährlichste Stadt der Welt zu sein.)Das Wort Apartheid stammt aus dem Afrikaans und meint ursprünglich das Gesonderte, Trennende. Diese eigentlich eher neutrale Bedeutung stand aber bereits seit 1910 für die systematische Unterdrückung von ca. 41 Millionen Menschen nicht weißer Hautfarbe durch 4 Millionen Weiße. Skrupellos wurde dann ab 1948 das gesamte öffentliche Leben von dieser Rassentrennung gekennzeichnet: Die Weißen wurden geschützt, die schwarze Bevölkerung in sogenannte Homelands – eigentlich Riesenghettos – verbannt.

Hilfe durch MISEREOR

Aids reißt Lücken
© MISEREOR

Das Ekupholeni Mental Health and Trauma Centre ist eine gemeinnützige Nichtregierungsorganisation in der Nähe Johannesburgs. Hier werden sexuell missbrauchte, HIV-infizierte oder an AIDS erkrankte Kinder und Jugendliche mit ihren Eltern und Freunden respektvoll und therapeutisch-kompetent begleitet. Auch gefährdete oder kriminell tätig gewordene Kinder und Jugendliche finden beim MISEREOR-Partner Ekupholeni eine Perspektive für ihre Zukunft.

 

Neben fest angestellten Sozialarbeitern arbeiten in manchen Bereichen auch viele Menschen ehrenamtlich, nachdem sie sich bei Ekupholeni für ihren Einsatz ausgebildet haben – aber lest hier am besten selbst über die vielfältigen Angebote:

 

In Südafrika ist besonders die arme, schwarze Bevölkerung von HIV und AIDS betroffen – Mädchen und Jungen ohne eine Schulbildung sind wesentlich stärker gefährdet als Gleichaltrige aus der „Mittelschicht“. Die Organisation arbeitet sowohl im Bereich der Vorbeugung und Aufklärung als auch mit HIV-positiven Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und ihren Angehörigen. Bei Ekupholeni werden sie medizinisch betreut und psychologisch unterstützt. Am Ende der Seminare oder 3-Tagescamps stehen z.B. die Teilnehmer einer Einnahme von HIV-Medikamenten meistens positiver gegenüber, die sie zuvor noch aufgrund von Angst vor Nebenwirkungen für sich abgelehnt hatten.

 

Durch AIDS, aber auch durch andere Umstände, gibt es viele Kinder, die beide Elternteile verloren haben. Ekupholeni unterstützt etwa 40 dieser  jungen „Care Taker“ mit Erziehungskursen, Schuluniformen und Babyprodukten.

 

Im Leben von AIDS-Waisen nehmen häufig die Großmütter eine sehr wichtige Rolle ein: sie sind Mutter der Verstorbenen und trotz ihres Alters wieder verantwortlich für den Lebensunterhalt ihrer Enkel. Neben der Trauerarbeit treffen sich die Großmütter auch zum Erlernen von Strick- oder Bastelarbeiten und der Beantragung von kleinen Krediten (Mikro-Kredite), mit deren Geld sie die produzierten Waren auf den Märkten verkaufen können.

 

Besonders im Leben vieler Frauen und Mädchen sind körperliche und seelische Gewalt trauriger Teil ihres Alltags. Ekupholeni stärkt das Selbstbewusstsein dieser Frauen, die oft schon seit Jahren in gewalttätigen Beziehungen leben. Aufgrund gesellschaftlicher Normen und Zwänge ist es für die meisten Frauen nicht möglich, ihren Partner zu verlassen…

 

Die Aufarbeitung sexueller Gewalt an Frauen und Mädchen, aber auch an Jungen, erfordert vor allem auch eine große Unterstützung durch deren Familien und Angehörige. Bei jugendlichen Mädchen erleben die MitarbeiterInnen von Ekupholeni immer wieder, dass die Familien ihren Mädchen eine Mitschuld an der Vergewaltigung geben und daher die Teilnahme an den angebotenen Hilfs-Programmen nicht begleiten oder unterstützen.

 

Ekupholeni bietet Jugendlichen – viele von ihnen sind bereits straffällig geworden und haben so wenig Hoffnung auf einen Ausbildungsplatz – auch verschiedene Angebote, um sie für einen Schulabschluss oder eine Ausbildung fit zu machen:

 

Fußball ist bei den Jungen sehr beliebt und wird bewusst eingesetzt, um spielerisch ihren Teamgeist zu stärken und das Befolgen von Regeln einzuüben.

 

In der Arbeit mit jugendlichen Mädchen ist einer der Schwerpunkte die Vermeidung von ungewollten Schwangerschaften und der Infektion mit dem HI-Virus. Die eigentlich notwendige Einbeziehung der Eltern scheitert häufig daran, weil diese ihre Kinder bereits aufgegeben haben.

 

Die Gruppe der homosexuellen Mädchen und Jungen beschäftigt sich mit Selbst-und Fremdbildern sowie allgemeinen Fragen zum Thema der Geschlechtergerechtigkeit. Ziel ist es, das eigene Selbstbewusstsein zu stärken. Besonders stolz ist deshalb die Gruppe auf ihre Teilnahme am CSD (Christopher Street Day) im letzten Jahr in Johannesburg.

 

Trauerarbeit ist ein weiterer Schwerpunkt in der sozialtherapeutischen Arbeit von Ekupholeni: Sozialarbeiter begleiten in Einzelstunden die Menschen, die Geschwister oder Eltern durch AIDS verloren haben; sie hören ihnen zu und suchen gemeinsam nach Perspektiven. Viele benötigen auch einfach praktische Hilfe beim Ausfüllen von Anträgen auf staatliche Unterstützung.

 

Ekupholeni freut sich auch in diesem Jahr über eine finanzielle Unterstützung durch MISEREOR. Denn für viele Gruppen bestehen bereits lange Wartelisten…

 

Ihr wollt die Jugendlichen und das Team von Ekupholeni in ihrer wichtigen Arbeit unterstützen?

Wir sagen DANKE für eure eigenen oder gesammelten Spenden! Überweist diese bitte an folgende Bankverbindung:

 

MISEREOR e.V.

Kontonummer 10 10 10

Pax-Bank eG

BLZ 37060193

Kennwort: P 70083 - Ekupholeni

 

Lest hier unbedingt noch das ergänzende Interview über Liebe, Sexualität und HIV, das Jörg mit Antje, der Projektleiterin von Ekupholeni (MISEREOR-Partnerprojekt) führen durfte!