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GEWALT
Reportage

JAMES ZEIGT GEWALT DIE ROTE KARTE

Trainer James Wanjiru
Trainer James Wanjiru © KNA-Bild MISEREOR

Korogocho ist einer der vielen Slums in Nairobi, hier leben 120 000 Menschen auf einem (!) Quadratkilometer. Und Korogocho ist außergewöhnlich arm: es gibt bei weitem nicht genug Sanitäranlagen, lediglich zwei staatliche sowie einige private und kirchliche Schulen müssen über 4 000 Schüler betreuen. Prostitution, Drogen, Vergewaltigung und Gewalt in den verschiedensten Formen scheinen an der Tagesordnung und verbreiten Angst.

 

Dass es auch anders geht, beweist die Gemeinde Kariobangi-Saint John. Dort eröffnet der engagierte Priester John Webootsa jugendlichen Mädchen und Jungen neue Lebensperspektiven. Mit Sportangeboten will er Gewalt überwinden und so den verbreiteten Problemen im Slum vorbeugen lernen. Zwei Sportplätze gibt es bereits, auf denen die Jugendlichen Ball spielen können:

 

James Wanjiru ist einer von ihnen: 28 Jahre alt, Vater eines Sohnes - früher gehörte er selbst einer kriminellen Jugendgang an. Heute jedoch ist James Trainer im  „Brotherhood-Team“, eine Fußballmannschaft, die er nach seiner damaligen Gang benannt hat.

 

Als James Vater wurde, änderte sich vieles für ihn und er realisierte, dass ihn sein Sohn jetzt als Vater braucht und das Leben in einer Gang wie bisher viel zu gefährlich sei. Er ahnte die tatsächliche Gefahr und wusste genau, wovon er spricht, wurden doch James Bruder und sieben weitere Gangmitglieder schon bald nach seinem Ausstieg erschossen.

 

Mit seinem Brotherhood-Fußballteam hilft James den Jugendlichen, sich selbst  ändern zu dürfen, Selbstdisziplin zu erlernen, nicht mehr stehlen zu müssen und so in der Gesellschaft ihren wertvollen Platz wieder zu finden.

 

Patrick Wambua
Patrick Wambua © KNA-Bild MISEREOR

Der 14jährige Patrick Wambua spielt im Mittelfeld dieses Brotherhood-Teams. Patrick  hat sechs jüngere Geschwister, für die er als „Care-Taker“ sorgen muss, da die Mutter vor zwei Jahren gestorben und sein Vater einfach abgehauen ist.

 

Weil Patrick keinen festen Job hat, übernimmt er viele Aufgaben und Jobs, um Geld zu verdienen. Meistens geht er zum Müllplatz und sucht dort nach wieder verwertbaren Gegenständen: „Geld ist das größte Problem: Ich würde jeden Job annehmen, um meine Familie durchzukriegen.“

 

In der wenigen Freizeit trainiert Patrick im Fußballteam, am liebsten täglich, und ahmt so seinen Vorbildern des Lieblingsvereins Arsenal London nach. Von sich selbst sagt er bescheiden, dass Fußball spielen sein einziges Talent sei.

 

Patrick sucht in vielem seinen Weg, so engagiert er sich beispielsweise für die Saint-John-Gemeinde: hin und wieder putzt er hier die Gemeinde-Toiletten. Priester John ist von James’  unbedingtem Willen, bald ein besseres Leben leben zu dürfen, beeindruckt: „Patrick ist schon auf einem guten Weg – und er hat viele Talente!“ Wenn Patrick so  weiter arbeitet, schafft er wahrscheinlich den Aufstieg in die Schul-Mannschaft, wodurch ihm die Möglichkeit gegeben wäre, eine Liga höher gegen andere Schul-Mannschaften Nairobis spielen zu dürfen. Immer in der Hoffnung, dass sein Fußball-Talent eines Tages entdeckt wird.   

 

Der Kapitän der Schul-Mannschaft, Peter Gogo, 23 Jahre, findet, dass für ein erfolgreiches Spiel das Teamwork mit seinen Spiel-Regeln und Gesetzen unverzichtbar ist. Pünktlichkeit und Respekt vor den Mitspielern sind wichtiger als das fußballerische Talent. Auf diese Spielregeln des Lebens kommt es seiner Meinung nach entscheidend an.

 

Father John Webootsa
Father John Webootsa © KNA-Bild MISEREOR

Brotherhood ist ein starkes Beispiel, eine echte Erfolgsgeschichte, dennoch kommt es im Training hin und wieder zu Gewaltsituationen, die daraus resultieren, dass manche Spieler immer noch zu wenig Respekt voreinander haben. Spieler wissen sich bei einem „normalen“ Foulspiel oft bloß mit Gegengewalt zu helfen – oft eskaliert die Situation dann.

 

Die Hemmschwelle, gewalttätig zu werden und zu agieren, scheint in einem Slum wie Korogocho viel niedriger und das Gewaltpotenzial viel tiefer verwurzelt als in unserer Gesellschaft. (Lest hier auch den Bericht über Gewalt in Nairobi.)

 

Für Gewalt gibt es viele Gründe. Im Armenviertel Korogocho ist die Armut allgegenwärtig. Ein weiterer Nährboden von Gewalt…

 

MISEREOR und seine Partnerorganisationen wollen die Armut bekämpfen und so dem Gewaltpotenzial der Jugendlichen vorbeugen - damit die Menschen würdig leben können. In Nairobi – und überall.